Der Volkshain Stünz Geschichte und Bilder




der Teich





ein Farbenmeer im

Frühjahr

ein idealer Platz

zur Erholung

Kastanien im Mai 2007

(A.Kahl)

Gedenkstein an die

letzte Rast vor

der Völkerschlacht




A
ls die Leipziger Stadtverordnetenversammlung am 7. Mai 1892 den Bebauungsplan für Sellerhausen verabschiedete, war diese Entschließung mit einer anderen Beschlussfassung gepaart. Zahlreiche Stadtverordnete hatten beanstandet, dass der Leipziger Osten mit Grün unterversorgt sei und forderten, mehr Schmuckplätze und Alleen sowie einen Park zu schaffen. Während für die Plätze und für breitere Straßenzüge keine Mehrheit zustande kam, fand die Parkanlage einhellige Zustimmung. Man beschloss daher zugleich mit dem Bebauungsplan für Sellerhausen, auf Stünzer Flur und somit außerhalb der damaligen Stadtgrenze billiges Land aufzukaufen. 1894 begannen die Beratungen über ein umfassendes Parkkonzept für den Osten Leipzigs. Zu dem bereits in Angriff genommenen, aber sehr kleinen Volksgarten Sellerhausen sollten drei größere Anlagen hinzukommen. Ein Park am Südfriedhof (der heutige Wilhelm-Külz-Park), ein Park nördlich von Stötteritz (das Stötteritzer Wäldchen) und ein Park an der Rietzschkeaue (der Volkshain Stünz). In einem Punkt herrschte Einigkeit: der Leipziger Osten war mit Grün deutlich unterversorgt. Man müsse, führte Bürgermeister Tröndlin aus, für den Osten eine annähernd gleiche Wohlfahrt schaffen, wie sie für den Westen in reichem Maße bestehe; auf den Kostenpunkt dürfe daher kein allzu großes Gewicht gelegt werden, Uneinigkeit herrschte in der Reihenfolge, in der die drei Anlagen geschaffen werden sollten, sowie in der Standortfrage für den Stünzer Park. Das angekaufte Gelände jenseits der preußischen Staatseisenbahn war einigen Abgeordneten zu abgelegen, die tiefgelegenen Kohlfelder diesseits der Bahnlinie hätten wiederum erst erworben und zudem noch aufgeschüttet werden müssen. Schließlich einigte man sich darauf zuerst mit den beiden anderen Anlagen zu beginnen und einstweilen in den Rietzschketunnel unter der Bahnstrecke eine Fußwegverbindung einzubauen sowie den Weg von der Krönerstraße in Anger-Crottendorf dorthin mit Bäumen zu beschatten. Ende des Jahres 1896 wurde schließlich mit den gärtnerischen Arbeiten begonnen. Im darauffolgenden Jahr war der 110 000 m² große Landschaftspark fertiggestellt.



D
en Namen "Volkshain" verstand der städtische Gartendirektor Otto Karl Wittenberg wörtlich "als eine Parkanlage, auf der es entgegen den bisherigen Gepflogenheiten auch Rasenflächen - bei weitem nicht alle - geben sollte, die betreten werden durften". Dieser damals fortschrittliche Gedanke hatte zuvor schon in begrenztem Maße im Volksgarten Sellerhausen Anwendung gefunden. 1896 teilte Wittenberg in dem Erläuterungsbericht zu seinem Entwurf mit: "Auf die Vorlage näher eingehend, so war bei der Entwerfung derselben hauptsächlich maßgebend, einer großen Stadtbevölkerung Gelegenheit zu bieten, sonn- und feiertags, bei Festen oder in sonstiger Freizeit sich in einfachen schattigen Alleen und Anlagen zu ergehen, auf Rasenplätzen zu lagern, zu spielen und nur bei ungünstiger Witterung sich hierbei auf die Sandplätze und breiten Alleewege zu beschränken." Ein weiteres Merkmal bestand in der Beibehaltung des Bodenprofils und der Einbeziehung von bereits vorhandenen Wegen. Durch die Borngasse, den Weg nach Anger-Crottendorf, wurde der Park in zwei ungleich große Hälften geteilt, von denen Wittenberg die kleinere westliche für die Anlage eines Teiches nutzte, der im Sommer Kühlung und im Winter die Möglichkeit zum Eislaufen versprach. Als dessen Gegenpol konzipierte er den sich im östlichen Abschnitt auf einem sanften Höhenrücken hinziehenden Weg nach Mölkau als Kastanienallee, die von ovalen Seitenalleen begleitet wird. In den Halbovalen legte er die erwähnten Rasenplätze an. Südlich davon entstand die einzige Bodenaufschüttung des Parks, ein kleiner Aussichtshügel mit Blick über die westlich von Mölkau gelegenen, inzwischen bebauten Felder. Insgesamt wurden 13 000m² Gruppenpflanzungen - hauptsächlich in lichten Hainen - geschaffen sowie fast 400 Einzel- und 261 Alleebäume angepflanzt.



D
ie Reaktionen auf die Anlage waren durchweg positiv. Der Sellerhäuser Pfarrer Mehner hob bei der offiziellen Übergabe, die gut ein Jahr nach der Fertigstellung am 16. September 1898 stattfand, den Park als eine Schöpfung von Menschenhand hervor, "an der sich das Herz wahrhaft erquicken und das Auge erfreuen kann

Dieses Idyll so nun verletzt werden. Eine vierspurige Stadtautobahn ist entlang der Bahnlinie geplant. Dagegen spricht sich ein Bürgerinitiative aus.
Informationen gibt es hier



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